21 Nov 2016

Sich ernst nehmen

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Heute geht es in meinem Blog um Ernsthaftigkeit. Bedeutet Ernsthaftsein nun Humorlosigkeit und Fadesse? Anders gefragt ist pflichtbewußt und zweckorientiert immer mit Ernsthaftigkeit gleichzusetzen?

Wie ernst nehme ich mich, woran kann ich es merken?

 

Einige Überlegungen dazu

Persönlicher Definitionsversuch: Sich selbst ernst zu nehmen bedeutet: Erhöhte Wahrnehmung für Bedürfnisse für sich als Person, Sichtweisen in Bezug auf andere oder auf bestimmte Lebenshaltungen. Mittel und Wege wollen gefunden werden, um diesen Erfordernissen nachzukommen.

Zu Erkennen: Aha - so bin ich, oder das brauche ich, das braucht meine Situation. Wie kann ich entsprechende Schritte aus eigenen Kräften tun, damit diese Erkenntnis umgesetzt werden? Wie kann ich wichtige Dinge einzufordern und ggf. auch Grenzen setzen oder Konflikte austragen, weil ich ES ernst meine?

Ernsthaftigkeit kann auch bedeuuten:  Bei sich selbst bleiben oder in sich zu ruhen.

Gedanken aus yogawiki

[...Ernsthaftigkeit heißt, Dinge mit Ernst zu verfolgen, es heißt aber auch, Dinge mit Engagement zu tun, mit Einsatzbereitschaft. Ernsthaftigkeit heißt, wirklich vom Herzen her, Dinge zu tun und da auch, mit Konsequenz sie zu tun. Ernsthaftigkeit ist etwas Wichtiges. Wenn du im Leben in einer Sache wirklich tief gehen willst, dann musst du sie auch mit Ernsthaftigkeit üben. Ernsthaftigkeit heißt nicht nur dann, wenn es dir Spaß macht, sondern auch, wenn es dir keinen Spaß macht. ...]

[...Ernsthaftigkeit muss nicht ernst und traurig sein, aber Ernsthaftigkeit heißt Engagement, Ernsthaftigkeit heißt, Energie hineinzubringen, Ernsthaftigkeit heißt, auch dann weiterzumachen, wenn es mal nicht so gut geht. Überlege selbst, was ist in deinem Leben wirklich so wichtig, dass du es mit Ernsthaftigkeit angehst?...]

Sukadev, Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) über Ernsthaftigkeit

Hilfreich?

Von Sukadev nehme ich mir mit: das Engagement, vom Herzen kommend, mit Konsequenz und übend.

Ernsthaftigkeit zu leben ist gar nicht so einfach. Wer von uns hat die Erfahrung gemacht, als Kind mit den Spielwünschen ernstgenommen worden zu sein? Kindisches Zeug, keine Zeit dafür, ... habe wir wohl wesentlich öfters gehört. Die Welt der wichtigen Erwachsenen und die unbedeutende Spielewelt der Kinder. Hausaufgaben und Ernst des Lebens JA, kreatives Spielen NEIN. Herumtandeln, ... Obwohl wir wissen, dass ein Kind im Spiel höchst ernsthaft ist. Bild: Kind spielt mit einer Puppe im Puppenwagen

Spiel und Ernst

Ein Kind nimmt sich ernst, es findet sich in seine phantasierten Lage völlig ernst und authentisch ein. Es lebt für sein Spiel und taucht in eine ganz andere Wirklichkeit ein. Kinder können uns in dieser Hinsicht Vorbilder sein. Im Psychodrama nennen wir dieser Wirklichkeit die "surplus Realität" - darin haben auch Erwachsene die Möglichkeit, z.B. in Rollenspielen ernsthaft und übend neue (Verhaltens-)Erfahrungen zu machen. Spiel muß keineswegs humorlos sein, siehe dazu einen Blick auf den Spielplatz.

Arbeit macht ernst

Wie oft kommt es vor, dass wir andere Menschen eher Ernst nehmen (als uns selbst), gerade in der beruflichen Rolle. Da gelingt es scheinbar viel leichter. Im Job bleiben wir konzentriert, bedächtig und finden klar die nächsten Schritte. Vielleicht auch ein Grunde, warum uns Arbeit "stabilisiert". Ist es der Auftrag, der uns hilft, ernsthaft zu bleiben? Sind es Spielregeln, Rollenzuschreibungen?

Körper und Ernsthaftigkeit

Ernsthaftigkeit auf Körperebene könnte man in körperliche Haltung übersetzen.

Was hält mich aufrecht - wogegen halte ich, wo kann ich mich anhalten? Impulse in mir wahrnehmen und (aus-)halten? Auch auf der somatischen Ebene ist die Wahrnehmung der erste wichtige Schritt. Das in sich Hineinspüren und fühlen was da ist. Daraus kann ein Ernstnehmen entstehen. Aus diesem Gefühl heraus steuere ich mich selbst - oder psychodramatische ausgedrückt: Ich übernehme die Regieführung.

Das mit dem Sich-Ernstnehmen, so stelle ich fest, ist vermutlich eine Langzeitübung.

 

Ein Gutes Neues Jahr 2017!

Martin Geiger